Welche Güteklassen gibt es bei Olivenöl?

Folgende Begriffe begegnen uns im Zusammenhang mit Olivenöl immer wieder: Olivenöl nativ extra, Olivenöl nativ, raffinierte Olivenöle und Oliventresteröle. Dabei geht es um die Olivenöl-Kategorien. Die EU hat 2013 eine Verordnung erlassen, um den Kunden Orientierung bei der Auswahl zu bieten.

Beste Olivenöl nativ extra Qualität gibt es nicht zum Schnäppchenpreis

Beim Kauf eines Olivenöls sollten Sie keine Kompromisse machen und auf die Güteklasse achten. EU-weit unterscheiden Spezialisten insgesamt acht verschiedene Güteklassen. In Deutschland sind jedoch nur drei unterschiedliche Klassen erhältlich:

Natives Olivenöl extra bezeichnet die höchste Güteklasse. Wörtlich übersetzt bedeutet das naturbelassenes (natives) Olivenöl von besonders hoher Qualität (extra). Dieses Öl erfüllt folgende Kriterien:

  • Es wird aus gesunden Oliven, zum optimalen Erntezeitpunkt, direkt vom Baum – nie vom Boden – gewonnen.

  • Die Verarbeitung erfolgt noch am Tag der Ernte.

  • Olivenöl nativ extra gelangt schonend mittels mechanischer Extraktionsverfahren ohne Wärmeeinwirkung (bei unter 27° C, kaltgepresst) in die Flasche.

  • Durch die schonende Art der Ölgewinnung bleiben wertvolle Inhaltsstoffe wie Polyphenole, Antioxidantien und Vitamin E erhalten.

  • Beim Olivenöl dieser höchsten Güteklasse muss die Herkunft der Früchte genannt werden.

Klar, dass es naturreine Produkte, die mit so großem Aufwand hergestellt werden, nicht zum Schnäppchenpreis gibt. Wenn das Öl weniger als zehn Euro pro Liter kostet, sollten Sie skeptisch sein.

Olivenöl nativ extra muss immer einwandfrei schmecken und darf maximal 0,8 Prozent freie Fettsäuren (berechnet als Ölsäure) enthalten. Ein richtig gutes Olivenöl nativ extra hat jedoch deutlich niedrigere Säurewerte: 0,2–0,6 Prozent.

Der Säuregehalt ist eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale: Er verrät, in welchem Zustand die verwendeten Oliven bei der Ernte waren. Bei alten, überreifen oder sogar faulen Oliven steigt der Säuregehalt stark an. Das kann man allerdings nur im Labor feststellen.

Wird bei der Verarbeitung nachlässig gearbeitet, steigt die Fettsäure. Unterm Strich bedeutet das: Greifen Sie zur nativ extra Qualität. In unserem Fall JC Olivenöl. Es hat einen Fettsäuregehalt von XY, schmeckt hervorragend und bietet jede Menge gesunde Inhaltsstoffe.

Nach Olivenöl nativ extra folgt auf Platz zwei natives Olivenöl

Natives Olivenöl wird wie Olivenöl nativ extra gewonnen, doch sein Säuregehalt übersteigt die 0,8-Prozent-Marke und darf sogar bis 2 Prozent Ölsäure enthalten. Das Öl darf auch leichte geschmackliche Fehler aufweisen. Daher kann es nur noch unter der Bezeichnung natives Olivenöl gehandelt werden.

Aber wie gelingt es, die Qualität eines Olivenöls zu beurteilen? Dazu braucht man kein Chemielabor, sondern sollte sich auf die eigene Nase und seinen Gaumen verlassen. Ein gutes Olivenöl riecht nach Olive, nach frischem Gras, Artischocke oder Wildkräutern. Es schmeckt kräftig und frisch. Außerdem ist es etwas bitter und hinterlässt eine leichte Schärfe im Gaumen. Es kratzt sogar etwas im Hals, was ein Qualitätsmerkmal ist.

Eine professionelle Verkostergruppe (auch Panel genannt) schmeckt schon den geringsten Fehlton, die kleinste Qxidation und manche dieser Experten können sogar feststellen, wo in der Produktionskette etwas schiefgelaufen ist. Das kann z. B. folgende Gründe haben:

  • die Oliven wurden nicht schnell genug verarbeitet

  • die Früchte sind von der Olivenfliege befallen

  • der Olivenbrei kam in der Mühle mit Sauerstoff in Kontakt

  • die Oliven wurden zu warm verarbeitet

  • das Öl wurde nicht ordnungsgemäß gelagert

Riecht das Olivenöl muffig, ranzig oder essigartig – Finger weg!

Was Sie lieber im Regal stehen lassen sollten

Olivenöl nennt sich die untere Qualitätsstufe. Dabei handelt es sich um ein Olivenöl, das aus einer Mischung von nativem und hauptsächlich raffiniertem Öl besteht, das unter dem Einfluss von Hitze und Chemikalien gewonnen wird.

Es ist recht geschmacksneutral. Oft liest man auf den Flaschen dieser Kategorie die Bezeichnung Brat-Olivenöl. Das soll dem Verbraucher suggerieren, dass sich dieses Öl besonders gut zum Erhitzen eignet. Wahrscheinlich hält sich deshalb in deutschsprachigen Ländern hartnäckig das Gerücht, man könne mit Olivenöl nativ extra nicht braten. Das stimmt nicht!

Oliven-Trester-Öle spielen bei uns keine Rolle, weil sie außerhalb ihrer Herkunftsländer kaum vermarktet werden. Bei ihnen wird der letzte Ölrest mit Lösungsmitteln aus dem Trester (Pressrückstand der Oliven) ausgewaschen. Darin ist nichts Wertvolles mehr enthalten. Denn je stärker das Olivenöl bearbeitet wurde, desto untypischer ist sein Geschmack.

Generell gilt:

Ein gutes Olivenöl schmeckt sehr frisch, hat grüne Noten, eine leuchtende Farbe und einen angenehmen Duft. Wählen Sie am besten die höchste Güteklasse Olivenöl nativ extra. Zwar gibt es in dieser Güteklasse auch ein großes Spektrum von sehr guter und nur mittlerer Qualität, aber ein Blick aufs Etikett hilft Ihnen, das beste Olivenöl zu finden. Topqualität ist letztlich aber nur über den Geruch und Geschmack zu erkennen.

 
Frank Pfabigan